Mit dem Flächenpool NRW Potenziale heben und Filetgrundstücke aktivieren

Im Jahr 2014 startete der Flächenpool NRW, eine Landesinitiative zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens, nachdem es eine fast dreijährige Pilotphase in zehn Kommunen gab, um das Instrument und seine Wirkweise in der Praxis zu testen. Vier Jahre Überzeugungs- und Imagearbeit sowie Planungs- und Moderationsexpertise später, kann sich die Bilanz sehen lassen. Die Landestochter NRW.URBAN und die BEG NRW setzen das Programm gemeinsam um und konnten bisher 60 Kommunen mit 222 Standorten – das entspricht einer Gesamtfläche von 1.130 Hektar – in das Verfahren aufnehmen, um neue Perspektiven zu eröffnen. 1.293 Eigentümer wurden mit ins Boot geholt. NRW.URBAN sondiert aktuell nicht nur „klassische Industriebrachen“, sondern auch noch genutzte Areale in zentralen Lagen, die aber deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, werden analysiert. Nun ist es für viele Städte nicht einfach, ihre Potenziale zu heben. Die Aktivierung von Brachflächen erscheint oft vielschichtiger und aufwändiger als die Ausweisung neuer Baugebiete. Hier setzt der Flächenpool NRW an – er bietet Expertise, Personalressourcen und einen neutralen Blick von außen. Übrigens: Betrachtet man das gesamte landesweite Potenzial an Brachflächen – valide Schätzungen belaufen sich auf deutlich über 30.000 Hektar Flächen in der Summe – könnte mit deren Revitalisierung der komplette Bedarf für den Wohnungsbau in NRW gedeckt werden. 

Beispiel Finnentrop: Persepektiven entwickeln

Noch arbeiten rund 50 Menschen im Verwaltungsgebäude der Fleischwarenfabrik „Metten“ im sauerländischen Finnentrop. Die Produktion der „Dicken Sauerländer“ hat das Unternehmen bereits vor mehr als zehn Jahren ins nahe gelegene Frielentrop verlegt. Auch ein neues Verwaltungsgebäude ist am Produktionsstandort nun in Bau. Zurück bleibt ein in die Jahre gekommenes, verwinkeltes Gebäude auf einem Grundstück mit hoher Standortqualität. Bereits im Jahr 2003 wurde über den Bahnflächenpool das gesamte Bahnhofsumfeld in Finnentrop entwickelt. Das Gelände der Metten-Verwaltung befindet sich gegenüber dieses Bahnhofsareals in der Nähe des Lenneparks, Bäcker und Supermarkt sind fußläufg erreichbar. Tobias Metten, geschäftsführender Gesellschafter, betont: „Wir wollen das Gelände in Finnentrop auf gar keinen Fall brach liegen lassen.“ Doch welche Nutzungen entsprechen dem Bedarf der Stadt? Welche Konzepte können potenzielle Investoren überzeugen? Die Experten des Flächenpool NRW sollen jetzt helfen, diese Fragen zu beantworten. Im Juni 2018 kam es zur Konsensvereinbarung zwischen Finnentrop und dem Flächenpool NRW sowie zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Unternehmen Metten und dem Land. Die Experten des Flächenpool NRW sehen Potenziale für attraktive Wohnungen, eventuell könnten auch Konzepte für Seniorenwohnen integriert werden. Der Standort, der an das überregionale Radwegenetz angeschlossen ist, wäre durchaus auch interessant für ein Hotel oder Hostel. Zunächst geht es aber darum, vom Unternehmen Metten in Auftrag gegebene Planungsskizzen zu plausibilisieren, die Planungen zu aktualisieren und mit einer gemeinsamen tragfähigen Projektidee an den Start zu gehen.

Beispiel Rosendahl: Interessenausgleich erreichen

Im Rahmen des Flächenpool NRW möchte die Gemeinde Rosendahl ein Areal im Umfeld des ehemaligen Bahnhofs in Darfeld entwickeln. Dort soll neuer Wohnraum entstehen. Im Juni 2018 hat die Gemeinde mit dem Flächenpool NRW die Konsensvereinbarung unterzeichnet und damit die Zusammenarbeit mit dem Flächenpool besiegelt. „Wir sind über Veröffentlichungen und Veranstaltungen auf das Dienstleistungs- und Beratungsangebot des Flächenpool NRW aufmerksam geworden“, berichtet Bürgermeister Christoph Gottheil. Er erhofft sich von der Kooperation mit den Experten des Flächenpools vor allem einen fruchtbaren Interessensausgleich zwischen den beteiligten Eigentümern: Wer bringt welche Flächen ein? Welche Kaufpreise für die Veräußerung der Flächen sind realistisch? Möchten Eigentümer eventuell selbst investieren? Einige Eigentümer hätten bereits signalisiert, sich an dem Angebot zu beteiligen, andere seien noch unentschlossen. Christoph Gottheil: „Die Vorgehensweise des Flächenpool NRW als neutraler Moderator oder auch Mediator bietet meines Erachtens gute Erfolgsaussichten, um eine sinnvolle zukünftige Nutzung eines zusammenhängenden Areals zu ermöglichen.“ Auf lange Sicht soll der Flächenpool NRW auch bei weiteren Standorten in Rosendahl für die Umwandlung von Brachflächen in Bauland in den Planungsprozess eingebunden werden. Zunächst gilt es jedoch, den Fokus auf die Konversion in Darfeld zu legen und dort Potenzial für Wohnbauland zu entwickeln.

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