Drei Akteure, ein Ziel: Dr. Volker Schick, DMK-Werksleiter, Bürgermeister Eckard Kellermeier und André Stangier vom Flächenpool NRW |
Integrierte Lage macht Expansion unmöglich
„Die Muttergesellschaft DMK Deutsches Milchkontor GmbH ist ein europaweit
führender Hersteller von milchbasierten Produkten und beschäftigt an 26 Standorten in zehn Bundesländern 7.500 Mitarbeiter. Unsere Wirtschaftlichkeitsberechnungen ergaben, dass nur eine Modernisierung und gleichzeitige Expansion den Standort Recke wieder in die Gewinnzone bringen würde.
Da aber aufgrund der integrierten Lage
keine Erweiterung möglich war, mussten
wir uns für eine Schließung entscheiden“,
erläutert Dr. Volker Schick, DMK-Werksleiter in Recke. Die DMK konnte fast alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an andere
Arbeitgeber in der Region vermitteln.
Viele fanden im DMK Schwester-Werk
Georgsmarienhütte eine neue Heimat oder
wechselten zu dem Osnabrücker Unternehmen Coppenrath & Wiese KG. Dr.
Volker Schick: „Uns lag andererseits auch
am Herzen, in der Stadt keine Brache zu
hinterlassen.“ Doch die Suche nach Käufern
oder neuen Nutzern für die Fabrik blieb erfolglos. Gemeinsame Überlegungen, ob ein
Ankauf des Geländes durch die Kommune
möglich sei, warfen zahlreiche Fragen auf.
Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen in Recke dafür, Unterstützung beim
Flächenpool NRW zu beantragen. Bis zu
einem möglichen Ankauf von Grundstück
und Gebäuden durch die Gemeinde erklärte
sich die DMK bereit, das Gelände und die
Gebäude zu sichern und zu pflegen.
Kooperative Vertragspartner
André Stangier, Projektleiter für den Flächenpool NRW, Standort Essen bei der BEG NRW, berichtet:
„Die Gemeinde Recke war eine der ersten Kommunen, die die Möglichkeit nutzten, einen Einzelstandort für den Flächenpool NRW zu melden."Im April 2017 startete das Verfahren, rund ein Jahr später stehen alle Kooperationspartner kurz vor der Übergabe des Produktionsstandortes an die Gemeinde. Erste Planungsszenarien für eine Nachnutzung wurden bereits entwickelt, der Weg für Detailplanungen ist bereitet. „Unser Team ist hier in Recke auf zwei sehr kooperative Vertragspartner gestoßen“, berichtet André Stangier: „Wir haben einen Eigentümer, der sich auch nach der Standortaufgabe weiter intensiv und verantwortungsbewusst um seine Liegenschaft kümmert und eine engagierte Gemeinde, die dem Standort die nötige Priorität gibt und bereits einen langjährigen, offenen Austausch mit dem Eigentümer pflegt.“ Die Tätigkeit des Flächenpool-Teams konzentrierte sich in diesem Fall demnach weniger darauf, Konflikte moderativ zu lösen, sondern die Gemeinde vor einer großen Gewerbebrache im Herzen der Stadt zu bewahren, in guter Kooperation aller Beteiligten. Die Experten berieten bei der Festlegung der Kaufpreisspanne, plausibilisierten die von der DMK vorgelegten Boden- und Baugutachten, führten eine Risikoanalyse durch und ermittelten die Potenziale für eine zeitnahe Nachnutzung. Eine gewerbliche Nachnutzung wurde aufgrund der herangerückten Wohnbebauung schnell verworfen, während die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel bereits durch mehrere Verträglichkeitsstudien ausgeschlossen werden konnte.
Platz für neue Wohnkonzepte
Eckhard Kellermeier: „Natürlich hätten wir
gern wieder mehr Arbeitsplätze hier vor Ort.
Recke ist eine Auspendlerkommune, von den
53 Quadratkilometern, die zum Stadtgebiet
gehören, werden rund 75 Prozent landwirtschaftlich genutzt.“ Doch betritt man das
Werksgelände, wird schnell klar, dass die
Möglichkeiten einer modernen gewerblichen
Nutzung eingeschränkt sind. So wird die
Gemeinde mit großer Wahrscheinlichkeit ein
neues innerstädtisches Wohnquartier auf dem
Gelände entwickeln, das sich harmonisch in
die direkt angrenzende Ein- und Mehrfamilienhausbebauung einfügt. Erste städtebauliche
Planungen hat der Flächenpool NRW bereits
entworfen und mit den Beteiligten diskutiert.
Im Anschluss an den Eigentümerwechsel
wird der Flächenpool NRW gemeinsam mit
der Gemeinde in die Detailplanung einsteigen, konkrete weitere Maßnahmen definieren
und die Zeitschiene der Umsetzung festlegen.
Eckhard Kellermeier: „Es ist nach wie vor ein Risiko als Gemeinde, die leider finanziell nicht besonders gut ausgestattet ist, einen solchen Standort zu übernehmen. Wir fühlen uns durch den Flächenpool NRW aber so gut vorbereitet und unterstützt, dass die Chancen überwiegen, ein attraktives neues Quartier in Recke gestalten zu können."
Der Flächenpool NRW ist ein Angebot des Landes NRW, durchgeführt von NRW.URBAN und BEG NRW. [zum Flächenpool NRW] [zur BEG-Startseite]
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