Flächenpool NRW-Projekt in der Gemeinde Recke: Der Abschied vom Sanobub wird zum Neuanfang

Drei Akteure, ein Ziel: Dr. Volker Schick, DMK-Werksleiter, Bürgermeister Eckard Kellermeier und André Stangier vom Flächenpool NRW
Als die DMK Ice Cream GmbH bekannt gab, dass sie ihren Standort im westfälischen Recke Ende des Jahres 2015 schließen würde, führte das zu einer großen Betroffenheit in der rund 11.500 Einwohner zählenden Gemeinde. „Nicht nur der Verlust eines wichtigen Arbeitgebers drohte, auch die Vorstellung, dass die innerstädtisch liegende Eiskremfabrik brachfallen würde, bereitete uns Kopfzerbrechen“, schildert Bürgermeister Eckhard Kellermeier. Rund 120 Festangestellten und circa 70 Saisonarbeitern bot das seit vielen Jahrzehnten in Recke ansässige Werk Beschäftigung. Sie produzierten in Recke Eis für verschiedene Kunden des Lebensmitteleinzelhandels in früheren Zeiten auch unter der Marke „Sanobub“ – an dem Standort auf einer Grundfläche von rund einem Hektar mitten im Ort.

Integrierte Lage macht Expansion unmöglich
 „Die Muttergesellschaft DMK Deutsches Milchkontor GmbH ist ein europaweit führender Hersteller von milchbasierten Produkten und beschäftigt an 26 Standorten in zehn Bundesländern 7.500 Mitarbeiter. Unsere Wirtschaftlichkeitsberechnungen ergaben, dass nur eine Modernisierung und gleichzeitige Expansion den Standort Recke wieder in die Gewinnzone bringen würde. Da aber aufgrund der integrierten Lage keine Erweiterung möglich war, mussten wir uns für eine Schließung entscheiden“, erläutert Dr. Volker Schick, DMK-Werksleiter in Recke. Die DMK konnte fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an andere Arbeitgeber in der Region vermitteln. Viele fanden im DMK Schwester-Werk Georgsmarienhütte eine neue Heimat oder wechselten zu dem Osnabrücker Unternehmen Coppenrath & Wiese KG. Dr. Volker Schick: „Uns lag andererseits auch am Herzen, in der Stadt keine Brache zu hinterlassen.“ Doch die Suche nach Käufern oder neuen Nutzern für die Fabrik blieb erfolglos. Gemeinsame Überlegungen, ob ein Ankauf des Geländes durch die Kommune möglich sei, warfen zahlreiche Fragen auf. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen in Recke dafür, Unterstützung beim Flächenpool NRW zu beantragen. Bis zu einem möglichen Ankauf von Grundstück und Gebäuden durch die Gemeinde erklärte sich die DMK bereit, das Gelände und die Gebäude zu sichern und zu pflegen. 

Kooperative Vertragspartner
André Stangier, Projektleiter für den Flächenpool NRW, Standort Essen bei der BEG NRW, berichtet:
„Die Gemeinde Recke war eine der ersten Kommunen, die die Möglichkeit nutzten, einen Einzelstandort für den Flächenpool NRW zu melden."
Im April 2017 startete das Verfahren, rund ein Jahr später stehen alle Kooperationspartner kurz vor der Übergabe des Produktionsstandortes an die Gemeinde. Erste Planungsszenarien für eine Nachnutzung wurden bereits entwickelt, der Weg für Detailplanungen ist bereitet. „Unser Team ist hier in Recke auf zwei sehr kooperative Vertragspartner gestoßen“, berichtet André Stangier: „Wir haben einen Eigentümer, der sich auch nach der Standortaufgabe weiter intensiv und verantwortungsbewusst um seine Liegenschaft kümmert und eine engagierte Gemeinde, die dem Standort die nötige Priorität gibt und bereits einen langjährigen, offenen Austausch mit dem Eigentümer pflegt.“ Die Tätigkeit des Flächenpool-Teams konzentrierte sich in diesem Fall demnach weniger darauf, Konflikte moderativ zu lösen, sondern die Gemeinde vor einer großen Gewerbebrache im Herzen der Stadt zu bewahren, in guter Kooperation aller Beteiligten. Die Experten berieten bei der Festlegung der Kaufpreisspanne, plausibilisierten die von der DMK vorgelegten Boden- und Baugutachten, führten eine Risikoanalyse durch und ermittelten die Potenziale für eine zeitnahe Nachnutzung. Eine gewerbliche Nachnutzung wurde aufgrund der herangerückten Wohnbebauung schnell verworfen, während die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel bereits durch mehrere Verträglichkeitsstudien ausgeschlossen werden konnte. 

Platz für neue Wohnkonzepte 
Eckhard Kellermeier: „Natürlich hätten wir gern wieder mehr Arbeitsplätze hier vor Ort. Recke ist eine Auspendlerkommune, von den 53 Quadratkilometern, die zum Stadtgebiet gehören, werden rund 75 Prozent landwirtschaftlich genutzt.“ Doch betritt man das Werksgelände, wird schnell klar, dass die Möglichkeiten einer modernen gewerblichen Nutzung eingeschränkt sind. So wird die Gemeinde mit großer Wahrscheinlichkeit ein neues innerstädtisches Wohnquartier auf dem Gelände entwickeln, das sich harmonisch in die direkt angrenzende Ein- und Mehrfamilienhausbebauung einfügt. Erste städtebauliche Planungen hat der Flächenpool NRW bereits entworfen und mit den Beteiligten diskutiert. Im Anschluss an den Eigentümerwechsel wird der Flächenpool NRW gemeinsam mit der Gemeinde in die Detailplanung einsteigen, konkrete weitere Maßnahmen definieren und die Zeitschiene der Umsetzung festlegen.
 Eckhard Kellermeier: „Es ist nach wie vor ein Risiko als Gemeinde, die leider finanziell nicht besonders gut ausgestattet ist, einen solchen Standort zu übernehmen. Wir fühlen uns durch den Flächenpool NRW aber so gut vorbereitet und unterstützt, dass die Chancen überwiegen, ein attraktives neues Quartier in Recke gestalten zu können."
Der Flächenpool NRW ist ein Angebot des Landes NRW, durchgeführt von NRW.URBAN und BEG NRW. [zum Flächenpool NRW] [zur BEG-Startseite]

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