Fundamentale Bauvorbereitungen in Witten: Historisches Stahlwerk wird freigelegt und dokumentiert

Bilder: Stadt Witten, Fa. Ecosoil
Die Archäologen sind erfreut, die Projektbeteiligten bestenfalls schicksalsergeben: Das Baugebiet „Witten Drei Könige“ soll helfen, dem Mangel an Flächen für „nicht-störendes Gewerbe“ im Stadtgebiet beizukommen; dazu hat die Stadt Witten im Dezember 2017 über 4 Hektar ehemalige Bahnflächen erworben (wie berichtet). Doch nun müssen zunächst mehrere Tonnen Erdreich bewegt werden, um ein früheres Stahlwerk freizulegen.

Die Lage der ehemaligen Steinhäuser Hütte und der Bessemer Hütte mitten im Projektgebiet war bekannt. Eine Fundamentrecherche inklusive Probebohrungen, die die BEG im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen durchführen ließ, ergab jedoch keinerlei Hinweise darauf, wie gut die Fundamente erhalten sind und wie hoch die Gemäuer in Teilen unter der Oberfläche anstehen. Vermutet wurden sie tief in der Erde, da die damalige Reichsbahn das Gelände ungefähr zehn Meter hoch verfüllt und der Umgebung für eine Gleisharfe angeglichen hat. Erst der Einbruch einer tonnenschweren Polygonwalze in einen Hohlraum hat dem historischen Erbe vor einem Monat im wahrsten Sinne des Wortes zum Durchbruch verholfen.

Das gesamte Gelände steht nun unter temporärem Denkmalschutz. Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten in bis zu 8 Meter Tiefe wird das gesamte Gebiet erneut verdichtet. Die Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet sollen im Herbst 2018 starten. Noch ernster als der Zeitverzug stellen sich die unvorhergesehen Kosten von möglicherweise 1,7 Mio. Euro dar. Der Rat der Stadt Witten hat nun über Verschiebungen im Haushalt diskutiert, finanzielle Hilfe aus Städtebaufördermitteln wird ebenfalls geprüft.

Die vorteilhaftere Seite der Medaille: Jüngst besichtigten Fachleute des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mit internationalen Wissenschaftlern die Grabungsstätte und bestätigen die Besonderheit des Fundes. Witten verfüge laut LWL-Archäologe Wolfram Essling-Wintzer gegenüber der Presse mit den Überresten der Hütten über das bisher europaweit besterhaltene Puddelwerk aus der Übergangszeit von der Früh- zur Hochindustrialisierung. Die Dokumentation, die jetzt via Foto- und Drohnenaufnahmen entsteht sowie diverse Fundstücke werden in die Ausstellungen der regionalen Bergbau- und Industriemuseen Eingang finden. [Weitere Informationen in der Presse] [zur BEG-Startseite]

Reaktivierung der Schwarzbachtrasse ermöglicht Anbindung an Nordbahntrasse

Foto: Ahlenberg Ingenieure GmbH
Frohe Botschaft für Wuppertaler Radfahrer und alle, die seit Jahren die Vorzüge der Nordbahntrasse schätzen: Am 13. März wurde der Erwerb der Schwarzbachtrasse durch die Stadt Wuppertal beurkundet; mit der bevorstehenden Anbindung an die Nordbahntrasse ist ein weiterer Meilenstein für kurze und umweltfreundliche Wege innerhalb des bergigen Wuppertals erreicht. Bei der Wuppertaler Bevölkerung selbst ist das Interesse seit Bekanntwerden der Pläne zur Reaktivierung der Trasse groß. Als die Wuppertalbewegung e.V. im letzten Jahr zu einer Begehung der in den 1990er Jahren stillgelegten Strecke eingeladen hatte, waren hunderte Bürger dabei – trotz strömenden Regens (wie berichtet).

Insgesamt 1,7 Kilometer Trasse, die von der Langobardenstraße (oder „vom bergischen Plateau“) bis zur Grundstraße in Langerfeld führen, sollen baldmöglichst als Radweg ausgebaut werden. 50.000 Menschen im Barmer Osten hätten dann eine direkte Verbindung zur Nordbahntrasse. Über das imposante Schwarzbach-Viadukt ist dann eine Durchfahrt bis nach Langerfeld möglich.

Zum Projekt-Hintergrund: Im Rahmen der Kaufvertragsverhandlungen hatte die BEG alle Bauwerke gutachterlich überprüfen lassen und damit eine solide Grundlage für die Kostenkalkulation des Radwegebaus geliefert. Im Rahmen einer Artenschutzprüfung konnte sichergestellt werden, dass keine Fledermäuse im vorhandenen Tunnel beheimatet sind – ein ernst zu nehmendes Risiko, das mit Blick auf die Wiedernutzung von Tunnelbauwerken stets einkalkuliert werden sollte. Darüber hinaus wurde eine Potenzialstudie zur planerischen Entwicklung des Radweges beauftragt.

„Die neu belebte Schwarzbachtrasse ist ein Vorzeigeprojekt für bürgerschaftliches Engagement. Die Trasse verbindet Stadtteile und Menschen miteinander. Dabei bietet sie zugleich umweltverträgliche Mobilität und Freizeit vor der Haustür“, erklärte Gunther Adler, Staatssekretär im Umwelt- und Bauministerium des Bundes, voller Anerkennung mit Übergabe des Bewilligungsbescheides im Dezember 2017. Die Stadt Wuppertal überträgt die Trasse im Erbbaurecht an die Wuppertalbewegung. Der Verein steuert den 10%igen Eigenanteil des Förderprojektes bei, wird Bauträger und für fünf Jahre nach Fertigstellung Betreiber des Radwegs, kümmert sich dann um Sicherheit, Sauberkeit und Winterdienst. Der Grünrückschnitt wurde bereits durchgeführt, so dass nach Unterzeichnung des Erbbaurechtsvertrages kurzfristig mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. [zur BEG-Startseite]

Stadtentwicklungspotenzial: Kreativ-Workshop zum Thema "Kleingärten der Zukunft"

Beispielsituation
Die Nutzerwünsche bezüglich einer Kleingartenparzelle verändern sich ebenso wie die Nutzungs-Forderungen an Grund und Boden in dynamisch wachsenden Städten und Gemeinden. Die Schnittmenge der Interessen beider Seiten auszuloten und daraus innovative Konzepte der Stadtentwicklung abzuleiten, war das Ziel eines ganztägigen Kreativworkshops am 01. März 2018, zu dem die BEG die DB Immobilien, die Bahnlandwirtschaft (BLw Köln) sowie thematisch vorbefasste Landschaftsplaner/ Planungsbüros (plan.lokal, HJP, dtp, RM, A24) eingeladen hat. 

Zur Ausgangslage: Kleingärten belegen in Wachstumsregionen oftmals Flächen, die dringend erforderlich wären, um dem hohen Nachfragedruck auf dem Wohnungsmarkt zu begegnen und die Preisspirale, unter der die breite Bevölkerung leidet, zu dämpfen. Lokalpolitisch verlaufen solche Vorhaben oftmals erfolglos, weil die Akteure zu wenig miteinander reden, unsachlichen Argumenten gefolgt wird oder den Pächtern keine attraktiven Alternativen geboten werden. Genau diese Alternativen auszuloten bzw. innovative Ansätze zu konzipieren, die für alle Seiten Vorteile mitbringen, war Ziel des Workshops.

In intensiver Gruppenarbeitsphase arbeiteten vier verschiedene Teams erste Ideen für zeitgemäße Ersatzkonzepte und -angebote aus. Unter den kreativen Vorschlägen fanden sich überwiegend auch solche Ansätze, die vom klassischen Anlagenbegriff nach Bundeskleingartengesetz abweichen und nicht auf Verlagerung, sondern auf Kombination von neuem Wohnen und neuen Formen von Erholungs- und Nutzgarten setzen.


Die gestalterische Ausarbeitung der Ergebnisse wird Thema eines bereits angekündigten, aber noch nicht terminierten Folgetreffens. Für die sehr gute, produktive Arbeitsatmosphäre und das große Engagement aller Beteiligten danken wir herzlich. [zur BEG-Startseite]